Zur Person

Konzert zum 70. Geburtstag von Raimund Schwedeler auf Schloß Hamborn

Nahezu fünfzig Jahre hat Raimund Schwedeler als Erzieher, Lehrer und Leiter in Hamborn gewirkt. Aus und neben seiner Arbeit ist in aller Stille ein großes Werk entstanden, unter anderem neun Symphonien, vier Opern, eine Bühnenmusik (neben anderen Bühnenmusiken, zum Beispiel für Steffens Auszug aus Ägypten an der Novalis-Bühne) für die ersten beiden Mystenendramen am Goetheanum, und unzählige Kammermusiken und Liedkompositionen. Ein ungehobener und großer Schatz wartet darauf, hörbar zu werden! Etwas davon war zu hören durch das renommierte Prager Suk-Quartett, bestehend aus Konzertmeistern zum Beispiel der Tschechischen Philharmonie, die vierzehn Tage zuvor in Luzern mit Werken von Victor Ullmann zu hören war.
Durch das virtuose Können und den persönlich enthusiastischen Einsatz der vier Musiker waren das zweite und dritte Quartett zu hören; ein Reichtum, eine Mannifaltigkeit und ein melodischer Klangzauber, von dem ich wünschte, daß er von berufenerer Seite beschrieben würde, als von einem Laien, wie mir. Es folgten Lieder und Leiermusiken durch die Sopranistin Pernille Ritsch und die Leierspielerin Gisela Biber wie auch durch einen kleinen Chor, von durchsichtiger Intimität und elementarem Ausdruck.
Der Festsaal der Waldorfschule war vollbesetzt mit klein und groß; mit herzlichen Ansprachen und einem fürstlichen Buffet wurde der vielverdiente jugendliche Jubilar mit schönem Recht gefeiert. Raimund Schwedeler selbst ergriff auch das Wort: mit liebenswürdiger Grazie; mit viel angeborenem Hamburger Humor , mit dem herzlichen Geistesadel eines Ritters der neuen Geistigkeit, gerüstet mit Schwert und Leier. Wer diesem außerordentlichen Musiker, zusammen mit sich selbst und einer unübersehbaren Menge unwissender Konzertgänger eine Freude machen möchte, möge sich ein Werkverzeichnis kommen lassen (Verlag Ch. Möllmann) und veranlassen, daß der ungehobene Schatz an Licht und Luft der Hörbarkeit gelangen kann! Herzlich bereit zu jeder Form von geistiger Patenschaft.
Wilfried Hammacher im Goetheanum Nr. 29/1995
 

Zum 70. Geburtstag von Raimund Schwedeler

Im September feiert Hamborn einen besonderen Jubilar: den Komponisten Raimund Schwedeler. Neulinge in Hamborn kennen ihn kaum. Still zurückgezogen in seiner Kammer bringt er die Früchte musikalischer Wanderungen zu Papier. Wer ihn besucht, der weiß, welch kostbares Gut die Schubladen des edlen Möbelstückes - eine Zueignung des Erbprinzen Georg Moritz von Sachsen/Altenburg - bergen: die neun Symphonien!
Vor mehr als vierzig Jahren begann der frisch ausgebildete Komponist und Musiker seine Tätigkeit als Erzieher in Hamborn. Der «vornehme Mann mit Schlips» aus Hamburg lernte in der Pionierzeit der Werkgemeinschaft die vielfältigen Aufgaben kennen. So wartete zum Beispiel das wöchentliche Aufwischen des Schloßsaales ganz selbstverständlich auf ihn. Wenn er musikalisch am Ersticken war, weil ihn so viele andere Pflichten riefen, schrieb er in der Not ein Morgen- oder Abendlied - ein Segen für die Schüler im Heim. Etwas Größeres zu komponieren blieb ihm damals versagt.
Aus gesundheitlichen Gründen mußte er sich verfrüht aus der öffentlichen Arbeit zurückziehen. So entstand eigentlich erst in den letzten zehn Jahren sein berufenes Werk. Ein erstaunlich reiches Werkverzeichnis gibt Auskunft über Orchesterwerke, Opern, Kammermusik, Lieder mit Klavier-, mit Leierbegleitung, Chormusik und Musik für Leier.
Heute blickt Raimund Schwedeler dankbar auf die arbeitsreichen Jahre in der Werkgemeinschaft zurück, die ihn zu einem sensiblen «Werkzeug» als Komponist gebildet haben. Mögen ihm noch gute Jahre beschieden sein, wo er Himmlisches zur Erde bringen darf.
Zu seinem Geburtstag am 3. September wird das Suk-Quartett am 16. September in Hamborn zwei Quartette von Schwedeler spielen und Pernille Ritsch seine Lieder singen, von der Leier begleitet durch Gisela Biber.
Irene Attenhofer, Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland, Johanni 1995
 

Festkonzert in Schloß Hambom

Raimund Schwedeler musikalisch geehrt

Gewiß hat der Besuch eines Konzertes mit berühmten Künstlern und Komponisten seinen bestimmten Reiz. Der Musikfreund weiß, was ihn erwartet. Eine außerordentliche Überraschung erlebte das Publikum in der Konzerthalle in Schloß Hamborn mit dem Kulturkreis der Rudolf-Steiner-Werkgemeinschaft als Veranstalter. Raimund Schwedeler ist als Komponist wohl nicht in aller Munde, dennoch, sein Schaffen überzeugt. Anläßlich seines 70. Geburtstages wurden einige seiner Werke in einem Festkonzert aufgeführt.
Die spontane Zusage des international bekannten Sukquartetts unter Leitung von Professor Ivan Strauß nach Einsicht in das Programm hat hier sicher seine eigene Bedeutung. Wissenschaftliche Musikkritik ist, gleich zu Anfang gesagt, nicht vorbehaltlos gestattet, fehlen doch die grundsätzlichen Parameter zur Analyse und Ausleuchtung der musikhistorisch schwierig einzuordnenden Kompositionen von Raimund Scbwedeler, denn weder vergangene Musikepochen noch die Moderne bieten ausreichend Orientierung.
Eingeleitet wurde der Abend vom Sukquartett mit der “Meditation über ein altes Chorallied” von dem Tschechischen Komponisten Josef Suk, als Widmung an Sankt Wenceslaus (903 n.Chr. geb.). 1000 Jahre böhmische Kulturentwicklung in unserer Zeit musikalisch hinüberzubringen scheint nur Musikern aus diesem östlichen Gebiet vorbehalten zu sein. Dem Zuhörer war eine gewisse Ergriffenheit dieser Interpretation sichtlich anzumerken.
Ihre besondere Sympathie zu dem 2. und 3. Quartett in d-Moll und e-Moll von Raimund Schwedeler bewiesen die Musiker des Sukquartetts (Professor Ivan Strauß 1. Violine, Ludvik Hasek 2. Violine, Karel Rehak Viola und Frantisek Host Cello) durch konzentrierte Spielfreude, klare Tongebung und lebendige plastische Ausgestaltung der Stimmen. Rhythmisch mal sehr differenziert, mal metrisch genau unterstützt, verwoben sich die vier Stimmen ineinander, um plötzlich wieder transparent und lebhaft aus dieser Verschleierung herauszutreten. Allerdings sei zu bemerken, Rhythmik bedeutet bei dem heimischen Komponisten nicht unkontrollierte Hektik und Spannung, nicht unsinnige Dramatik. Den Aufführenden, so schien es, war es wohl bewußt.
Die tiefe Durchdringung der Stille scheint ihre eigene Vitalität und Lebendigkeit zu haben. Ruhe ist mit Monotonie oder Eintönigkeit nicht gleichzusetzen. Pernille Ritsch (Sopran) und Gisela Biber (Leier) gaben eine erstaunliche Wiedergabe der vermutlichen Intention des Komponisten. Jung und alt im Publikum reagierten mit ungewöhnlicher Stille und Aufmerksamkeit. Der begeisterte Applaus setzte mit kleiner Verzögerung ein.
Bleibt letztlich zu hoffen, daß das umfangreiche Werk Raimund Schwedelers nicht nur auf dem Papier weiterexistiert, sondern durch Tonträger einem breiteren Publikum bekannt wird. Der Komponist bedankte sich bei allen Anwesenden, denn für ihn gilt es, “all seine Erfahrungen in Schloß Hamborn mit Musik zurückzuschenken”. Langer Beifall mit Blumen und kleinen Geschenken beendeten diesen erlehnisreichen Abend.
Manfred Nöltker, Westfalen-Blatt vom 20. 9. 1995

 

Geburtstagskonzert für Raimund Schwedeler Satter, warmer Streicherklang

Von Peter Buck
Ein schöneres Geschenk zum 70. Geburtstag hätte dem langjährigen Mitarbeiter an der Rudolf-Steiner-Schule zu Hamborn, Raimund Schwedeler, sicher nicht gemacht werden können als mit der Aufführung seiner eigenen musikalischen Werke. So geschehen am Samstag in der übervollen Festhalle und in Anwesenheit zahlreicher ehemaliger, aus ganz Deutschland angereister Hamborner Schüler.
Schwedeler, am 3. September 1925 in Hamburg geboren, wuchs nach eigenen Angaben inmitten von Musik auf. Die ersten Töne, die er wahrnahm, waren die Nebelhörner der ein- und auslaufenden Schiffe, bald kam das Singen seiner Mutter dazu, und seit dem ersten Erlebnis von Richard Wagners “Lohengrin” und “Parsifal” läßt ihn die Musik nicht mehr los. “Alles, was ich mache,” sagt der 70jährige Komponist, “ist dem Gral gewidmet.” Und: “Die Glücks- und Leiderfahrung aus meiner Tätigkeit in Schloß Hamborn” (seit 1950) “gebe ich an meinem Geburtstag musikalisch zurück.”
Vor der Auswahl aus eigenen Werken, die die breite Palette seines Schaffens aufzeigten, gab es eine Komposition Violinvirtuosen und Komponisten Josef Suk. Das nach ihm benannte Suk-Quartett mit Ivan Straus (1. Violine), Ludvik Hasek (2. Violine), Karel Rehhak (Bratsche) und Frantisek Host (Violoncello) ließ in Suks “Meditation über ein altes Chorallied” gleich seine künstlerischen Qualitäten hören; satter, warmer und üppiger Streicherklang und, bei aller Präzision im Zusammenspiel, beste böhmische Musikantentradition.
Das galt auch für Raimund Schwedelers Quartette Nr.3 in e-Moll (op. 34) und in d-Moll (op. 24), beide tonal recht frei und doch immer in die Dur-Tonalität zurückfindend, das dritte schmerzlich zerrissen und mit sich ringend, das zweite Schwedelers Ziel sinnfällig deutlich, die melodischen Motive der osteuropäischen Musik zu entnehmen und sie mit westlichen Formen zu gestalten.
Ganz andere Töne schlugen Schwedelers “Sieben Lieder nach Gedichten von Lisa de Boor” für eine Singstimme mit Altleierbegleitung (Gisela Biber) an. Die dänische Sopranistin Pernille Ritsch, die zwei Jahre Schülerin in Schloß Hamborn gewesen war, gestaltete die von Melancholie und Andacht geprägten Lieder klar, sehr zurückgehalten, immer aber sehr gut artilierend. Schwedelers Schaffen beinhaltet neben über hundert Kunstliedem auch Chorwerke. Ein frei zusammengesetztes achtköpfiges Vokalensemble brachte mit dem vierstimmigen Satz “Die zur Wahrheit wandern” nach Christian Morgenstern ein weiteres anschauliches Beispiel für seinen eigenwilligen Umgang mit der menschlichen Stimme.

Noch stiller in der Festhalle wurde es bei den Stücken aus Schwedelers “12 Stücke durch 12 Tonarten”. Gisela Biber hielt die teils nur numerierten, teils mit Titeln wie “Klagelied” oder “Walzer” versehenen kurzen Stücke sehr verinnerlicht und getragen und entsprach damit dem Wesen des “anthroposophischen Hausinstrumentes” Leier, das wie kein anderes zum Stillsein und Hineinhören zwingt, entgegen.
Neue Westfälische, Mittwoch, 20. September 1995

 

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