Zur ersten CD

Suk-Quartett spielt Raimund Schwedeler

Mittelweg zwischen Moderne und Tonalität

In der Klassischen Musik sind Newcomer manchmal ganz schön alt. Raimund Schwedeler mußte 71 Jahre alt werden, bevor die erste compact disc mit seiner Musik veröffentlicht werden konnte. Dabei ist sein musikalisches Werk umfangreich, unter anderem vier Opern, neun Sinfonien und vier Streichquartette, und von Fachleuten anerkannt.
Doch diese erste CD ist etwas ganz Besonderes geworden. Es hat sich nämlich das international renommierte Suk-Quartett Schwedelers zweiten, dritten und vierten Streichquartetts angenommen. Und das mit der ganzen Meisterschaft, die sich auch formal hinter den Namen der Mitwirkenden verbirgt: Prof. Ivan Strauß spielt Violine und ist Prodekan der Musikfakultät in Prag, Ludvig Hasek (Violine) ist Konzertmeister des Orchesters des Prager National-Theaters, Karel Rehak (Viola) ist Konzertmeister der Tschechischen Philharmonie und Frantisek Host (Violoncello) ist ebenfalls Konzertmeister der Tschechischen Philharmonie.
Wie es zu der Einspielung gekommen ist, darüber gibt im Begleitheft der CD Co-Produzent Christoph Möllmann Auskunft: Schon seit Jahren spielt das Suk-Quartett regelmäßig am Wohnort Raimund Schwedelers, Schloß Hamborn. Auch zum 70sten Geburtstag des Komponisten im September 1995 kam das Suk-Quartett und spielte zur großen Geburtstagsfeier in der Festhalle die Streichquartette. “Es war der Höhepunkt einer in den letzten Jahrzehnten gewachsenen tiefen Freundschaft zwischen dem Komponisten und den Musikern”, schreibt Möllmann. Auf diesem Boden entstand die Idee, eine CD aufzunehmen.
Im November letzten Jahres war es dann soweit. Die Produktion wurde in einer Prager Kirche eingespielt. Ermöglicht wurde das Projekt durch die finanzielle Unterstützung von Freunden und Förderern Schwedelers. ,,Rund die Hälfte der Produktionskosten von 30.000 Mark sind so zusammengekommen”, erklärte jetzt Christoph Möllmann (33), in dessen Paderborner Verlag Schwedelers erste CD erschienen ist. Eine Hilfe sei es auch gewesen, daß der Vertrieb (INAK) gleich 300 Exemplare gekauft hätte. Nach dem ersten Hören der Produktion ist dies verständlich. Denn Schwedeler hat einen interessanten Mittelweg zwischen Moderne und Tonahät gefunden. Zuhörer werden also nicht durch Mißklänge brüskiert, sondern kommen zu einem positiven Hörerlebnis. Gleichzeitig wirkt die Musik frisch und originell.
Raimund Schwedeler wurde am 3.9.1925 in Hamburg-Altona geboren. Er wuchs vor dem Krieg und im Krieg auf. Seine Mutter war Pianistin und Sängerin, sein Vater ein Kaufmann, der im Krieg alles verlor. Bereits in seiner Jugend interessierte er sich für Kultur: ,,Ich war ein begeisterter Konzert- und Theatergänger. Und ich habe schon damals praktisch alles gehört, was es an Musik gibt.”
Schon während seiner Schulzeit studierte er dank eines Stipendiums der Stadt Hamburg Klavier und Kompositionslehre bei Walter Abendroth und Professor Gernot Klußmann. Schwedeler komponierte unter anderem für das Hamburger Schauspielhaus. 1949 besuchte er zur Erholung seine Schwester in Schloß Hamborn, die in der Rudolf-Steiner-Werkgemeinschaft als Kindergärtnerin arbeitete. Im Jahr darauf begann er dort ebenfalls zu arbeiten. Raimund Schwedeler unterrichtete Musik und Kunst bis er 1985 pensioniert wurde. Neben dem Schuldienst befaßte er sich weiter mit dem Komponieren. Besonders anregend waren für ihn unter anderem die späten Werke von Bela Bartok und Igor Strawinsky. Entscheidend war für Schwedeler auch eine “tiefe Auseinandersetzung” mit dem Werk des Schöpfers der Zwölf-Ton-Musik, Arnold Schönberg. An dieser Stelle sei ein Kernsatz aus dem Begleitheft SchwedeIers erster CD zitiert: “Was etwa Arnold Schönberg mit der Zwölf-Ton-Reihe erreichen wollte: Eine Objektivierung der Musik nach der Periode ausufernder Subjektivität, kann mit Beibehaltung und erkenntnismäßiger Durchdringung harmonikaler Gesetze als Abklang kosmischer Gesetzmäßigkeiten errungen werden ...”
Nach seiner Pensionierung widmete sich Schwedeler ganz dem Komponieren. Sein Werk umfaßt bis heute vier Opern, neun Sinfonien, vier Streichquartette, verschiedene Konzerte und Kammermusiken, ein Requiem, über 100 Lieder sowie Chöre, Fest- und Schulmusiken. Seine Werke werden weltweit aufgeführt. Unter anderem hat 1978 das Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks Schwedelers erste Sinfonie eingespielt. 1985 war die dritte Sinfonie und ein Konzert für Violine und Orchester in der Paderhalle von der Nordwestdeutschen Philharmonie zu hören.
lz in der Neuen Westfälischen vom 31. 10. 1996

Erste CD des Komponisten Schwedeler

»Brückenschlag« zur modernen Musikwelt

Kann traditionelle Komposition in unserer Zeit etwas Neues bieten, oder sind die alten Pfade des Musikschaffens wirklich erschöpft und ausgeleuchtet? Diese Frage könnte die erste CD des heimischen Komponisten Raimund Schwedeler beantworten.
Eingespielt vom international renommierten »Suk-Quartett« aus Prag mit dem Violinisten Professor Ivan Strauß offenbart der musikalische Inhalt dieser CD eine verblüffende Entdeckungsreise in die Welt neuer, unentdeckter Harmonie- und Melodiestrukturen, ohne jedoch den soliden Boden des Traditionellen zu verlassen. Moderne und klassische Tonalität finden sich hier zur Einheit zusammen.
Skurrile und abweisende Töne wird der Musikhörer bei den drei eingespielten Streichquartetten nicht finden. Verstand und Gefühl, nicht zuletzt auch die Neugierde werden durch die intensive und lebendige Interpretation der vier tschechischen Musiker gleichermaßen angesprochen und geweckt. Dem Musikhörer bietet sich hier ein interessanter Zugang zur Moderne wie zur Tradition.
1925 in Hamburg geboren, studierte Raimund Schwedeler Komposition und Klavier bei Walter Abendroth und Professor Gernod Klusmann. Schon sehr frühzeitig entstanden die ersten kleineren Kompositionen, bis sich der ausgereifte Komponist an den »Riesenorganismus« der Sinfonie heranwagte. Freizügig und humorvoll erzählt Schwedeler über seine Entwicklung zum Komponisten, seine pädagogische Tätigkeit in der Rudolf-Steiner-Werkgemeinschaft und nicht zuletzt über Höhen und Tiefen in seinem ausgefüllten Leben. 1985 führte die Nordwestdeutsche Philharmonie die Dritte Sinfonie und das Konzert für Violine und Orchester auf. Im gleichen Jahr wurde Schwedeler pensioniert und konnte sich nun ganz auf sein Werk konzentrieren. Überzeugend ist auch der Umfang seines musikalischen Schaffens, bestehend aus Kammermusik, Opern, Orchesterwerken, Chören und vielem mehr.
Ob das Werk eines Komponisten, der bislang in der Stille gearbeitet hat, über die Region hinaus in die Konzertsäle getragen wird, fordert sicherlich auch den Mut und die Offenheit namhafter Dirigenten und Orchester. Die international hochgeachteten Musiker des »SukQuartetts« scheinen an dem Komponisten Raimund Schwedeler etwas Wesentliches und Vortreffliches entdeckt zu haben. Bleibt zu hoffen, daß weitere bedeutende Persönlichkeiten aus der Musikkultur ein offenes Ohr für das Werk dieses Komponisten finden.
Manfred Nöltker
Westfälisches Volksblatt vom 5. November 1996

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